Ersparnisse der BVG-Versicherten 2020 Daniel Blatter

Gute Nachrichten für die Ersparnisse der BVG-Versicherten

Schweizer Pensionskassen wirtschaften erfolgreich im 2020 durch die Zeiten der Pandemie…

Daniel Blatter, Key Account Manager der Gruppe FCT, erläutert die ersten Trends bei den Pensionskassenzahlen für das Jahr 2020.

Marktperformanceoverview 2020

Nach dem turbulenten Pandemiejahr 2020 stehen die Schweizer Pensionskassen besser da, als bei Ausbruch der Krise und ihrem Höhepunkt im März erwartet.

Die Pensionskassen in unserer Stichprobe -  Anschlüsse der FCT - erzielten 2020 im Median eine Performance von 4.12%, wobei Pensionskassen mit grösseren Vermögen deutlich besser abschnitten als kleinere und mittelgrosse Kassen. Dies ist deutlich höher als der Durchschnitt der BVG-Indizes der Bank Pictet. Der "BVG-25 plus" weist eine Rendite von 3,3%, der "BVG-40 plus" eine Rendite von 3,1% im vergangenen Jahr aus. Die Indizes dienen als Indikator für Pensionskassenportfolios mit einem Aktienanteil von 25% bzw. 40%.

Den Hauptbeitrag zur Performance leisteten erneut die globalen Aktien, gefolgt von Schweizer Immobilien und Schweizer Aktien. Aber auch über alle anderen wichtigen Anlageklassen hinweg sahen wir einen positiven Beitrag zur Performance 2020.

Renditeverbesserung unter Berücksichtigung der geschätzten Inflation 2020

Mit -0,7% liegt die Inflation in der Schweiz weiterhin deutlich im negativen Bereich. Im Januar war die Inflation mit +0,2% noch leicht positiv, fiel dann aber mit dem Einsetzen der Covid-19-Pandemie in den negativen Bereich. Der Tiefpunkt wurde im Mai und Juni mit jeweils -1,3 % erreicht, seither ist sie wieder etwas angestiegen. Der Hauptgrund für das Abtauchen den deflationären Bereich war primär der Rückgang des Ölpreises, ein weiterer Faktor ist in der Frankenstärke zu finden welche importierte Waren verbilligte.

Auswirkung der Covid-19-Pandemie auf Schweizer Pensionskassen und ihren Deckungsgrad

Als die Pandemie ihren Höhepunkt im März gefunden hat, waren die durchschnittlichen Reserven von Schweizer Pensionskassen vollständig aufgebraucht.

Die durchschnittliche Pensionskasse befand sich zu Beginn des Jahres 2020 auf einem Deckungsgrad von rund 109,5% (bei moderater technischer Basis) und verzeichnete eine positive Performance zu Beginn des Jahres. Im Februar und März mussten die Schweizer Pensionskassen unseren Schätzungen nach fast CHF 90 Mrd. an Kapitalverlusten verkraften. An einzelnen Tagen im März rutschte der Deckungsgrad sogar vorübergehend unter 100% und wurde Ende März 2020 auf rund 101,7% geschätzt. Die Situation hat sich im zweiten Quartal 2020 wieder deutlich entspannt. Per Ende August waren die durchschnittlichen Rendite der Schweizer Pensionskassen YTD sogar wieder im positiven Bereich. Mit der weiteren Rendite bis zum Jahresende schätzen wir einen durchschnittlichen Deckungsgrad von etwa 113,3%.

In der Zukunft müssen neben den Anlageerträgen, welche den Deckungsgrad direkt beeinflussen ebenfalls die zusätzlichen Rentnertode berücksichtigt werden. Diese haben vor allem bei Rentnerlastigen Vorsorgeeinrichtungen einen erheblichen Einfluss auf das Finanzielle Gleichgewicht der Pensionskassen. In einem mittleren Modell bei einer Population von 1’000 Altersrentnern (600 Männer und 400 Frauen), die zwischen 65 und 95 Jahre alt sind, beträgt das Rentenkapital 330 Millionen Schweizer Franken. Sollte ein moderates Szenario mit prognostizierten 23’000 Todesfällen durch Covid-19 eintreten, haben die Pensionskassen gut 20 % mehr Todesfälle zu verzeichnen und müssen somit eine um rund 0,6 % geringere Rendite auf das Pensionsportfolio erwirtschaften. Experten sind jedoch überzeugt, dass dieser Effekt einmalig ist, da Politik, Medizin und Gesellschaft die Auswirkungen des Virus in den Griff bekommen würden. Ein langfristiger Effekt auf die Lebenserwartung ist dagegen unwahrscheinlich.


Einen statistisch perspektivischen Impact hat die Veröffentlichung der neuen technischen Grundlagen 2020 (die alle 5 Jahre herausgegeben und erneuert werden), welche bestätigen, dass die Versicherten in der beruflichen Vorsorge in der Schweiz immer länger leben, auch wenn der Anstieg weniger ausgeprägt ist als in der Vergangenheit. Parallel dazu bestätigt sich der Trend zu deutlich weniger neuen Invaliditätsfällen. Gemäss den technischen Grundlagen 2020 hat die Lebenserwartung der Rentner in den letzten fünf Jahren zugenommen. Diejenige der 65-jährigen Männer hat sich um 0,65 Jahre auf 20,42 Jahre erhöht, diejenige der Frauen um 0,27 Jahre auf 22,20 Jahre. Während sich die Lebenserwartung der Männer wie erwartet entwickelt hat (erwartet wurden 20,38 Jahre), ist die der Frauen etwas weniger gestiegen als erwartet (erwartet wurden 22,47 Jahre).

Agenda 2021 (Ex-Covid-19)

Auf politischer Ebene steht uns eine weitere Diskussion/Abstimmung über eine Reform der beruflichen Vorsorge bevor. Seit Jahren wird von verschiedenen Parteien gefordert, dass die Politik rasch und gezielt Massnahmen zur Stabilisierung des Rentensystems ergreifen soll.

Die betriebliche Altersvorsorge steht seit einiger Zeit unter Druck. Gründe dafür sind die steigende Lebenserwartung und die anhaltend schwierige Situation an den Kapitalmärkten mit sehr niedrigen oder gar negativen Zinsen. Die Vorsorgebranche begrüsst, dass ein Reformvorschlag des Bundesrates vorliegt, der sich auf die wichtigen Elemente zur schrittweisen Stabilisierung der zweiten Säule konzentriert. Mit der Reform der beruflichen Vorsorge sollen laut Bundesrat die Renten gesichert, die Finanzierung gestärkt und die Versorgung von Teilzeitbeschäftigten - und damit insbesondere von Frauen - verbessert werden.

Die Zinsen bleiben gemäss Model weiterhin niedrig und der Margendruck hält an, eine Normalisierung der Geldpolitik ist mit der zusätzlichen Ausweitung der Geldmenge durch die Zentralbanken als Folge der Covid-Krise in weite(re) Ferne gerückt. Die überwiegende Mehrheit der Banken geht davon aus, dass das Zinsniveau in der Schweiz auch in zehn Jahren noch sehr niedrig sein wird. Die Suche nach Performance in den Anlageklassen Aktien und Immobilien wird immer teurer. Die Nachfrage nach neuen, innovativen und diversifizierten Anlageklassen wird weiterhin deutlich zunehmen.  

Ausblick 

Die finanzielle Gesamtsituation der Schweizer Pensionskassen sieht derzeit sehr gut aus. Mit der schnellen Erholung im Jahr 2020 und den positiven Renditen haben viele Pensionskassen ihre Hausaufgaben gemacht und die technischen Zinssätze, die zur Diskontierung der zukünftigen Leistungen der Pensionskasse verwendet werden, gesenkt oder weiter gesenkt.

Die gute Position, in der sich die meisten Vorsorgeeinrichtungen derzeit befinden, beseitigt jedoch nicht die Herausforderungen, vor denen die Branche in Zukunft steht. In Zeiten, in denen Schweizer Bonds schon seit Jahren im Minus sind, ist es schwierig, mit sicheren Anlagen positive Renditen zu erzielen. Als Folge dieser Entwicklung gerät der Umwandlungssatz, der zur Berechnung der Rente herangezogen wird, immer wieder unter Druck. Ein tieferer Umwandlungssatz führt direkt zu einer tieferen Rente für die Rentner. Wird nur der technische Zinssatz gesenkt, steigt die Umverteilung von den Aktiven zu den Rentnern noch weiter an. Die Unantastbarkeit der gesprochenen Renten gegenüber dem Schutz der aktiven Versicherten - die eindeutig die Hauptrisikoträger der Vorsorgeeinrichtung sind - ist eine Herausforderung, welche sich die Branche immer wieder stellen muss.

 

Daniel Blatter
Key Account Manager

 

 

Die Berechnungen und Aussagen basieren auf der Datengrundlage der FCT sowie am Markt verfügbaren Studien und Fachartikel unter anderem Credit Suisse Pensionskassen-Index; Pensionskassen Barometer UBS; Swisscanto Studie 2019; «Inflation in der Schweiz weiter klar negativ» Finanz und Wirtschaft; AON Schweiz Retirement Investment News Nummer 7 Dezember 2020 «Technische Grundlagen BVG2020»; PK Vergleich 2020 Weibel Hess & Partner AG.