Verwässerungseffekt des Deckungsgrades - wie kann man ihn vermeiden?
Joël Batista, Verwaltungsfachmann für Personalvorsorge mit eidg. Fachausweis, ist seit Februar 2023 Key Account Manager bei der Gruppe FCT. Er bringt acht Jahre Erfahrung in der Beratung und Optimierung von Vorsorgelösungen mit und engagiert sich mit Leidenschaft und Enthusiasmus an der Entwicklung der Gruppe in der Westschweiz. Durch den regelmässigen Austausch mit Unternehmen aller Grössen und auf der Suche nach optimalen Vorsorgelösungen, konnte er ein fundiertes Verständnis dafür entwickeln, was sie am meisten beschäftigt. Er ist daher gut aufgestellt, auf diese Bedenken einzugehen, und gibt uns heute Einblick in ein wichtiges Thema, das zahlreiche Sammel- und Gemeinschaftsstiftungen betrifft: Der Verwässerungseffekt auf den Deckungsgrad bei Anschluss neuer Unternehmen.
Herr Batista, der Prozess der Konsolidierung innerhalb der Vorsorgeinstitute geht unaufhaltsam weiter. Dabei sind die Modelle der Sammel- und Gemeinschaftsstiftungen im Aufwind. Was sind die Gründe dafür?
Tatsächlich ist der Anteil der Vermögen der beruflichen Vorsorge, der von Sammel- oder Gemeinschaftsstiftungen gehalten wird, in jüngster Zeit laufend gestiegen und erreicht heute fast die Hälfte der 1’200 Milliarden Schweizer Franken in der 2. Säule. Zur Erklärung dieses Phänomens lassen sich mehrere Gründe anführen: Zum einen eignet sich das firmeneigene Stiftungsmodell nur für Unternehmen ab einer bestimmten Grösse, um die Betriebskosten zu tragen, die erforderliche kritische Grösse zu erreichen und das immer restriktivere rechtliche und regulatorische Umfeld verwalten zu können. Die vielfältige Haftung der Mitglieder des Stiftungsrats ist ebenfalls ein wichtiger Faktor, der den Entscheid gegen eine firmeneigene Stiftung stark beeinflusst.
Welche Folgen hat das rasche Wachstum der Sammel- und Gemeinschaftsstiftungen im Umfeld der beruflichen Vorsorge?
Dadurch, dass sich immer mehr Unternehmen für eine Sammel- oder Gemeinschaftsstiftungen entscheiden, entsteht innerhalb der Institutionen, die dieses Modell der Berufsvorsorge anbieten, ein starker Wettbewerb. In diesem stark wettbewerbsorientierten Umfeld läuft deshalb jede Stiftung Gefahr, angegliederte Unternehmen an andere Stiftungen zu verlieren, mit denen sie in Konkurrenz steht. Denn angegliederte Unternehmen können im Rahmen der vertraglich vereinbarten Frist und nach Absprache mit ihren Mitarbeitern ihre Vorsorgeeinrichtung kündigen, um sich einer anderen anzuschliessen. Es ist deshalb wichtig, sich im Klaren darüber zu sein, dass dieser Prozess innerhalb einer Sammel- oder Gemeinschaftsstiftungen möglicherweise erhebliche negative Auswirkungen auf die ihr angeschlossenen versicherten Personen haben kann.
Können Sie diese negativen Auswirkungen beschreiben?
Ein gewisses Wachstum ist natürlich für jede Sammel- und Gemeinschaftsstiftung im Rahmen ihrer Entwicklung erwünscht, um die Dienstleistungen für die Versicherten zu verbessern. Ist dieses jedoch übermässig, kann dies bestehende versicherte Personen zugunsten neuer versicherter Personen benachteiligen. Tatsächlich ist es so, dass ein Unternehmen, das sich neu einer Sammel- oder Gemeinschaftsstiftung ohne besondere Bedingungen beim Eintritt anschliesst, in der Regel mit einem niedrigeren Deckungsgrad im Vergleich zur aufnehmenden Stiftung ankommt, da es die Rückstellungen und Reserven, die es in seiner früheren Stiftung gebildet hatte, nicht miteinbringt. Diese Situation führt zu einer Verwässerung des Deckungsgrades, der in dieser Stiftung versicherten Personen Gesellschaften. Diese Senkung des Deckungsgrades wirkt sich negativ auf das Sicherheitsniveau der Stiftung und die Höhe der Renditenausschüttungen an die versicherten Personen aus. Denn ein Teil dieser Renditen muss zur Auffüllung der Rückstellungen und Reserven verwendet werden.
Was stellt die Gruppe FCT dieser Problematik entgegen?
Die FCT ist eine sogenannte "reine" Sammelstiftung und betreibt eine klare und hermetische Trennung zwischen den Unternehmen. In dem von der FCT geführten Modell «Firmeneigene Lösung» verfügt jedes Unternehmen über ein unabhängiges Vorsorgewerk, das einen Grad an Autonomie und Flexibilität bietet, der dem einer firmeneigenen Stiftung sehr ähnlich ist: Jedes Vorsorgewerk kann alle Entscheidungen im Zusammenhang mit seiner beruflichen Vorsorge individuell treffen. Es kann unter anderem seine eigene Anlagestrategie, seinen eigenen Deckungsgrad und seine eigene Politik der Verzinsung der Sparkonten der versicherten Personen festlegen - immer unter der Aufsicht des Stiftungsrats. Dank dieser vollständigen finanziellen und buchhalterischen Unabhängigkeit vermeiden die der FCT angegliederten Vorsorgewerke bei Hinzukommen neuer Unternehmen eine Verwässerung ihrer Deckungsquote und profitieren gleichzeitig von den Vorteilen einer Sammelstiftung: von Skaleneffekten, insbesondere bei Verwaltungskosten, Kosteneinsparungen bei Vermögensverwaltung und Versicherungsprämien für Tod- und Invaliditätsrisiken.
In den folgenden Tabellen wird der Mechanismus des Verwässerungseffekts verglichen. Sie zeigt den Unterschied auf, zwischen neuen Unternehmen, welche einer Sammel- oder Gemeinschaftsstiftung mit einer gemeinsamen Anlagestrategie angeschlossen oder solchen, welche einer "reinen" Sammelstiftung mit einer individuellen Anlagestrategie (FCT-Modell) angeschlossen sind:
Joël Batista, vielen Dank für diese gut nachvollziehbaren Ausführungen!